Mtarbeitende der Flüchtlingshilfe in Hammelburg haben einen Offenen Brief zur Situation der Flüchtlinge in Deutschland formuliert: "Es gibt Gegebenheiten, die uns mit großer Sorge erfüllen, weil sie Kräfte fördern können, die uns allen großen Schaden zufügen. Wir möchten sie benennen und uns gegen fremdenfeindliche Kräfte entschieden positionieren."
Die Adressat/innen sind am Ende dieses Dokuments aufgeführt.
WER WIR SIND:
„Wir" sind sowohl hauptamtliche als auch ehrenamtliche Mitarbeiter in der Flüchtlingshilfe in Hammelburg. Wir begleiten seit fast drei Jahren Flüchtlinge, die in unserer Stadt eine neue Heimat
gefunden haben. Wir haben in diesen Jahren viel gelernt über die Menschen, die hier Schutz suchen, über unsere Gesellschaft und über uns selbst. Das hat uns bereichert, weil es uns ermöglicht,
vor einem weiten Horizont ein differenziertes Bild der Situation von Flüchtlingen in unserem Land zu zeichnen.
WAS WIR WOLLEN:
Vieles in der Flüchtlingsarbeit in Hammelburg und an vielen anderen Orten gelingt erfreulich gut! Das liegt an der großen Zahl von engagierten Menschen, die an unterschiedlichsten Stellen im
Hauptamt und im Ehrenamt ihr Möglichstes tun, um die Versorgung und Integration von Menschen auf der Flucht zu gewährleisten.
Es gibt aber auch Gegebenheiten, die uns mit großer Sorge erfüllen. Diese Umstände sind in der Lage, den unermüdlichen Einsatz der vielen Engagierten zu untergraben. Sie können in unserer
weitestgehend gerechten, friedlichen und demokratischen Gesellschaft Kräfte fördern, die uns allen großen Schaden zufügen. Wir möchten sie benennen und uns gegen fremdenfeindliche Kräfte
entschieden positionieren. Wir möchten möglichst viele Menschen, Parteien, Verbände und Organisationen einladen, uns darin zu unterstützen.
MIT GROSSER SORGE
beobachten wir, dass nicht allen Flüchtlingen gleichermaßen Zugang zu Sprachkursen gewährt wird. Wir halten gute Kenntnisse der deutschen Sprache für unabdingbar, um in unserem Land leben zu
können.
WIR APPELLIEREN
an die zuständigen Behörden, in dieser Angelegenheit die Differenzierung in Nationen und Ethnien aufzugeben und allen Flüchtlingen den Erwerb der deutschen Sprache zu ermöglichen.
MIT GROSSER SORGE
beobachten wir die wachsende Zahl diffamierender Äußerungen in sozialen Netzwerken, in den Medien, in der Politik und im alltäglichen Umgang miteinander, die Menschen auf der Flucht vor Krieg,
Gewalt, Terror, Verfolgung und lebensbedrohlicher Diskriminierung treffen. Flüchtlinge werden unter Generalverdacht gestellt, als Problem oder sogar Gefahr beschrieben und menschenverachtend
angesprochen! Wir fürchten solche Äußerungen als „geistige Brandstiftung".
WIR APPELLIEREN
vor allem an Menschen in politischer Verantwortung, dass sie davon absehen, mit Stimmungen Gesellschaftspolitik gegen Flüchtlinge zu machen.
WIR FORDERN
von ihnen eine verantwortungsvolle Redeweise, die Pauschalisierung vermeidet, das individuelle Schicksal der Betroffenen in den Mittelpunkt stellt, das Grundrecht auf Asyl hochachtet und
Polarisierungen in unserer Gesellschaft entschieden entgegentritt.
MIT GROSSER SORGE
beobachten wir die Errichtung von Einrichtungen, denen insbesondere Menschen aus den Westbalkanstaaten zugewiesen werden. Wir fürchten, dass dort Menschen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu
bestimmten Nationen oder Ethnien ausgegrenzt werden. Das verstößt gegen ihre Menschenwürde und wird ihrer individuellen Not nicht gerecht.
WIR FORDERN,
dass berücksichtigt wird, dass viele dieser Menschen aus ihrer Heimat geflohen sind, weil sie der Ethnie der Roma angehören. Roma werden in den Gesellschaften des Westbalkan auf vielfältige Weise
diskriminiert. Andere Menschen fliehen, weil sie sich und ihre Familien vor der „Tradition" der Blutrache schützen müssen.
MIT GROSSER SORGE
beobachten wir den Versuch, die Asylverfahren zu beschleunigen, indem sogenannte „sichere Drittstaaten" bestimmt werden. Den Angehörigen dieser Nationen wird die sorgfältige individuelle Prüfung
ihrer Notlage verwehrt. In unserer täglichen Arbeit mit Flüchtlingen aus diesen Ländern sehen wir die Notwendigkeit, in Einzelfällen auch hier Schutz zu gewähren.
WIR WÜNSCHEN UNS
eine Beschleunigung der Asylverfahren, die durch MEHR gut geschultes Personal und NICHT durch pauschale Zugangsverwehrung zu geschützter Bleibe für Angehörige bestimmter Nationen und Ethnien
geleistet wird.
MIT GROSSER SORGE
beobachten wir die große Uneinigkeit verantwortlicher Politiker und Regierungen in der Umsetzung des Grundrechtes auf Asyl. Die Mütter und Väter des Grundgesetzes hatten vor dem Hintergrund der
deutschen Geschichte beste Gründe dieses Grundrecht in unserer Verfassung zu verankern. An diesen Gründen hat sich nichts geändert.
WIR WÜNSCHEN UNS,
dass alle Maßnahmen zur Bewältigung des Flüchtlingsaufkommens am Grundgesetz als Ganzem höchstrichterlich gemessen werden. Wir wünschen uns von allen Menschen, von Parteien, Verbänden und
Organisationen, dass sie nichts unversucht lassen, um daran mitzuwirken.
WIR APPELLIEREN
an alle relevanten Kräfte in unserer Gesellschaft, den Herausforderungen der Zuwanderung klug und besonnen zu begegnen. Wir möchten Sorgen ernst nehmen. Wir möchten uns für alle Menschen in
unserem Land einsetzen, die Not leiden. Nur so können menschenwürdige Entscheidungen getroffen werden, die unsere Zukunft mit Flüchtlingen positiv gestalten.
WIR WÜNSCHEN UNS,
dass dieser Brief verbreitet wird.
Hammelburg, am 1. Mai 2016
Freundeskreis für Flüchtlinge Hammelburg
Gesine von Postel
Sibylle Unser
Markus Waite, Pastoralreferent
Ute Albert
Martina Berndt
Christine Borchert
Margarete Eberth
Thomas Eschenbacher, Pfarrer
Sophie Graenzer
Gabriele Harmgarth
Walter Himmler
Elenor Hose
Dieter Lemmink
Birgit Lorz
Cornelia Mence
Monika Mützel
Rolf Neumeyer
Birgit Pfeuffer-Lörch
Beate Schilling
Dr. Anton Röder
Alfred Ruppert
Jutta Schamberger
Claudia Scheller
Siegfried Schilling
Brigitte Schlee-Söder
Katrin Schubert
Andrea Teltz
Matthias Teltz
Frau Dorothee Bär MdB CDU/CSU, Deutscher Bundestag, Berlin,
Frau Sabine Dittmar MdB SPD, Deutscher Bundestag, Berlin,
Bayerischer Landtag, München,
Kreistag Bad Kissingen, Landratsamt, Büro des Landrats, Herrn Steffen Höffler,
Ausländerbehörde Bad Kissingen,
Zentrale Ausländerbehörde Schweinfurt, Landratsamt Schweinfurt, Abt. 3 – Öffentliche Sicherheit und Ordnung, SG 30 – Kommunales und Ordnungsaufgaben,
Erster Bürgermeister Herr Armin Warmuth, Hammelburg,
Pro Asyl, Frankfurt/M.,
Bayerischer Flüchtlingsrat:
- Büro Nordbayern, Nürnberg,
- Büro München, München,
David gegen Goliath e.V. DaGG, München, Herrn Bernhard Fricke, München,
Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, Kirchenkreis Ansbach-Würzburg, Frau Regionalbischöfin Gisela Bornowski,
Evangelisch-Lutherisches Dekanat Lohr, Herrn Dekan Till Roth,
Evang.-Lutherische Kirchengemeinde St. Michael:
- Herrn Pfarrer Robert Augustin,
- Frau Pfarrerin Adelheid Augustin
Freie Christengemeinde Saaletal, Frau Pastorin Jutta Dünnebier, Hammelburg,
Christliche Hausgemeinde Hammelburg,
Katholisches Bistum Würzburg, Herrn Bischof Friedhelm Hofmann,
Katholisches Dekanat Hammelburg, Herrn Dekan Michael Krammer,
Katholische Pfarreiengemeinschaft „Sieben Sterne im Hammelburger Land", Herrn Pfarrer Thomas Eschenbacher und Seelsorgeteam,
Katholische Pfarreiengemeinschaft „Saalekreuz" Fuchsstadt, Herrn Pfarrvikar Blaise Okpanachi und Seelsorgeteam,
Katholische Pfarreiengemeinschaft „Am Sturmiusberg" Diebach, Herrn Pfarrer Paul Kowol und Seelsorgeteam
Diakonie Bayern, Zentrale,
Diakonie Bayern, Herrn 1. Vorstand und Leiter der Geschäftsstelle, Präsident Pfarrer Michael Bammessel,
Katholische Asylseelsorge im Bistum Würzburg, Herrn Diözesanbeauftragter Herr Hübner,
Deutscher Caritasverband, Landesverband Bayern e.V.,
Deutscher Caritasverband, Landesverband Bayern e.V., Herrn Stefan Wagner,
Caritas in Unterfranken; Diözesanverband Würzburg:
- Herrn Ordinariatsrat und Domkapitular Clemens Bieber,
- Herrn Stellvertretender Caritasdirektor Marco Warnhoff,
- Herrn Dr. Sebastian Schoknecht,
Caritas in Unterfranken, Diözesanverband Würzburg, Fachbereich Asylsozialberatung, Herrn Thomas Kipple
Kreiscaritasverbände Unterfranken Geschäftsführer und Berater:
Kreiscaritasverband Bad Kissingen, Herrn Geschäftsführer Ludwig Sauer,
Frau Astrid Ostendorf, Caritas Aschaffenburg,
Frau Leonie Sengenberger,
Frau Nora Fisher, Caritas Aschaffenburg,
B. Noack, Caritas Aschaffenburg,
J. Franz, Caritas Aschaffenburg,
„asbd", Caritas Bad Kissingen,
A. Stula, Caritas Main-Spessart,
„asiegler", Caritas Main-Spessart
Frau Veronika Richler,
B. Wosilus, Caritas Aschaffenburg,
„nbecker", Caritas Main-Spessart,
Besime Akdal, Caritas Würzburg,
Frau Daniela Schad, Caritas Bad Kissingen,
Frau Eva Baumeister, Caritas Bad Kissingen,
Frau Ursula Hartmann, Caritas Bad Kissingen,
H. Bardischewski, Caritas Aschaffenburg,
Frau Helena Weth, Caritas Würzburg,
Herrn Heribert Strykowski, Caritas Würzburg,
Frau Hildegard Wolf, Caritas Haßberge,
Frau Ilona Kaup, Caritas Würzburg,
Herrn Jonathan Pabst, Caritas Kitzingen,
Frau Julia Seeber, Caritas Würzburg,
Frau Julia Ort, Caritas Bad Kissingen,
K. Hofer, Caritas Aschaffenburg,
„kosswald, Caritas Main-Spessart,
Frau Katharina Hilscher, Caritas Miltenberg,
Frau Katharina Seufert, Caritas Haßberge,
Frau Katja Ackermann, Cartigas Kitzingen,
Frau Katrin Anger, Caritas Kitzingen,
Frau Lucia Schmitt, Caritas Bad Kissingen,
Frau Lydia Groebner, Caritas Main-Spessart,
Frau Mara Roellinger, Caritas Würzburg,
Frau Maria Kaparulin, Caritas Neustadt a.d. Saale
Frau Micaela Grundmann, Caritas Miltenberg,
Herrn Michael Tittmann, Caritas Kitzingen,
Frau Michaela Pfeiffer, Caritas Würzburg,
Frau Miriam Deitmer, Caritas Bad Kissingen,
Frau Mirjam Halbig, Caritas Bad Kissingen,
Frau Nicole Goessl, Caritas Würzburg,
„aott", Caritas Main-Spessart,
Frau Petra Scheumann-Rieder, Caritas Miltenberg,
Herrn Rainer Jaeckel, Caritas Würzburg,
Frau Ruth Hartmann, Caritas Bad Kissingen,
Frau Sibylle Unser, Caritas Bad Kissingen,
Frau Silvia Elbert, Caritas Miltenberg,
S. Hornisch, Caritas Bad Kissingen,
T. Goldmann, Caritas Würzburg,
Herrn Thomas Heidenreich, Caritas Haßberge,
W. Härtel, Caritas Miltenberg,
W. Katholing, Caritas Aschaffenburg,
„aschaeflein", Caritas Haßberge,
D. Fuchs, Caritas Aschaffenburg,
Frau Angelika Ochs, Cartias Neustadt a.d. Saale,
„gkimmel", Caritas Main-Spessart,
Herrn Heinrich Almritter, Caritas Miltenberg,
„muench", Caritas Schweinfurt,
Herrn Paul Greubel, Caritas Kitzingen,
Herrn Stefan Weber, Caritas Würzburg,
Herrn Antonino Pecoraro, Caritas Würzburg,
Presse:
Main-Post GmbH & Co. KG, Würzburg,
Saalezeitung, Mediengruppe Oberfranken – Zeitungsverlage GmbH & Co. KG, Bamberg
Egal, wie man politisch zur Frage steht, wie Europa und Deutschland die wachsende Zahl von Flüchtlingen bewältigen soll - in unserer Stadt sind sie
schon angekommen: Menschen, die in einer fremden Kultur, Umgebung, mit fast nichts und viel Hoffnung bei uns Sicherheit und Freundlichkeit suchen. Solange sie bei uns sind, wollen wir alles dazu
beitragen, dass sie das finden - und ihnen mit Respekt, Zutrauen und Offenheit begegnen. Dazu leisten wir Hilfe zur Selbsthilfe - das Ziel ist es, dass unsere Freunde so bald wie möglich
selbständig und selbstverantwortlich unter uns leben können.
Machen Sie mit! Wir versprechen Ihnen viele neue Erfahrungen und die
Begegnung mit Freunden!